
„Sei doch nicht immer so ruhig“ – über die Auswirkungen solcher Aussagen
Wir introvertierten Menschen bekommen oft schon von Klein auf eingetrichtert, wir seien …
… zu still,
…zu sensibel,
… zu zurückhaltend,
… zu grüblerisch,
… zu langsam,
… zu zögerlich,
… zu bescheiden?
Aber was macht das eigentlich mit einem Menschen?
Man bekommt permanent suggeriert, dass irgendetwas nicht stimmt mit einem. Dass man von irgendeiner festgelegten Norm abweicht, dass man einen „Mangel“ hat, dass man nicht „normal“ ist.
Genau wir leisen Menschen denken viel über solche Äußerungen nach, hadern mit uns selbst und grübeln. Was so flapsig daher gesagt wird, arbeitet in uns unter Umständen noch Tage. Irgendwann werden diese Meinungen von außen angenommen und akzeptiert. Denn erstmal zweifeln wir an uns selbst und kommen zu dem Schluss, dass die anderen schon recht haben. Solche Aussagen setzen sich in Form von Glaubenssätzen in uns fest und beeinflussen damit unser Verhalten und unser Denken.
Wir sind was wir denken. Glauben wir irgendwann all diesen Aussagen, wird aus der angenehmen und gesunden zurückhaltenden Art irgendwann Schüchternheit. Bei einfühlsamen Menschen, die ständig zu hören bekommen, sie seien ein „Sensibelchen“, wächst irgendwann die Überempfindlichkeit. All das geschieht, wenn der vermeintliche „Mangel“ oft genug gespiegelt wird. Zudem hinterfragen wir die Aussagen der Anderen irgendwann nicht mehr. Doch genau das sollten wir tun. „Sei doch nicht immer so ruhig.“ – unsere Antwort sollte sein: „Warum denn, was ist falsch daran ruhig zu sein?“. Ich sage doch auch nicht, „sei doch nicht immer so laut“. Das ist schlicht unhöflich und daher dürfen solche persönlichen Grenzüberschreitungen durchaus hinterfragt werden.
Die Selbstzweifel wachsen und der Kampf gegen sich selbst und den eigenen Charakter beginnt. Mit allen Mitteln versuchen wir geselliger, schlagfertiger und unempfindlicher zu werden und dabei arbeiten wir permanent gegen unser eigenes Temperament. Dadurch entsteht unnatürliches und aufgesetztes Verhalten was zu Unglaubwürdigkeit, Unsicherheit und letztlich zu Unzufriedenheit führt.
Der einzige Weg zur Zufriedenheit ist, seine vermeintlichen Schwächen lieben zu lernen. Zu erkennen welche Stärke in einem steckt. Ich wünsche DIR wunderbarem introvertierten Menschen von Herzen, dass du einen Weg findest, deine ruhige Art zu lieben. Dass du es schaffst ganz bei dir selbst zu bleiben, ohne dich verstellen und verbiegen zu müssen. Denn das ist letztendlich das wunderbarste Geschenk – bist du erst einmal mit dir selbst zufrieden, wirft dich so schnell nichts mehr aus der Bahn.