
Grenzen setzen
Wie oft sagst du „Ja“, obwohl du eigentlich „Nein“ sagen wolltest?
In diesem Artikel geht es um das Thema eigene Grenzen setzen und diese dann Anderen gegenüber auch deutlich machen. Ich hatte früher mit diesem Thema große Probleme, ich konnte einfach nicht meine Grenzen wahren. Ich konnte nie „Nein“ sagen, andere haben mich vor den Kopf gestoßen und ich habe nicht reagiert und dann aber noch ewig darüber gegrübelt. Das ist für viele introvertierte und sensible Menschen schwierig, da sie viel Empathie für andere haben und dann ganz schnell die eigenen Bedürfnisse hinten anstellen. Man möchte ja niemanden vor den Kopf stoßen…
Es geht aber nicht nur um das „Nein“ sagen. Für mich sind es drei Hauptgebiete, wo das Thema Grenzen setzen eine zentrale Rolle spielt.
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Nein sagen
Wir kennen das alle, ganz schnell ist das „Ja“ herausgerutscht, und schon direkt Sekunden später wird dir klar, dass du dich mit dem „Ja“ gar nicht wohl fühlst und lieber abgelehnt hättest. Folgende Beispiele sind für mich typische Situationen:
- Eine spontane Geburtstagseinladung für Samstag – obwohl du dich schon so auf dein freies Wochenende gefreut hast.
- Der Arbeitskollege bittet dich um einen Gefallen – vielleicht könntest du diese eine kleine Sache noch schnell für ihn erledigen, da das dein Fachgebiet ist.
- In der Gruppenarbeit auf dem Seminar werden für ein Rollenspiel Freiwillige gesucht. Es meldet sich keiner und dein Name wird aufgerufen, du könntest doch mitmachen.
Wenn du nun „Ja“ statt „Nein“ sagst, fühlst du dich direkt anschließend schon unwohl. Du hast ein unangenehmes Bauchgefühl. Du bekommst unter Umständen auch zeitlichen Stress, weil du nun diese eine Sache noch irgendwo in deinen überhäuften Terminkalender quetschen musst.
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Persönliche Grenzüberschreitung durch Andere
Es kann vorkommen, dass wir im Gespräch mit jemandem völlig unvermittelt vor den Kopf gestoßen werden. Vielleicht war es nur ein kleiner Kommentar oder eine fragwürdige Formulierung, aber wir spüren sofort, dass das zu weit ging und zu persönlich war.
Das kann sich in folgenden Beispielen zeigen:
- Ein unpassender, viel zu persönlicher Kommentar: „Du bist schon wieder so ruhig, sag doch endlich auch mal was!“
- Deine Meinung wird einfach übergangen oder ignoriert.
- Du wirst nicht ernst genommen: „Ach du schon wieder, stell dich doch nicht so an.“
- Jemand lässt seine Wut unvermittelt an dir aus.
Kannst du dich nicht abgrenzen, sind die Folgen für dich, dass du dich ärgerst und diesen Ärger aber nicht loswirst. Du frisst ihn in dich hinein und fängst an darüber nachzugrübeln. Vielleicht nimmt dich eine Situation dieser Art so mit, dass du nicht schlafen kannst. Andere Personen machen sich groß und werten ihr Selbstwertgefühl auf, indem sie dich klein machen. Das kratzt an deinem Selbstwertgefühl, insbesondere wenn das immer und immer wieder passiert und du nichts entgegen setzt.
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Unangenehme Situationen
Du befindest dich in einer Situation, aus der du eigentlich raus möchtest, aber du schaffst es einfach nicht zu gehen, bzw. du traust dich nicht die Situation aufzulösen. Das können folgende Situationen sein:
- Jemand redet ohne Punkt und Komma auf dich ein, es geht nur um seine Themen, die Person merkt nicht einmal, dass du schon auf Durchzug geschaltet hast.
- Du fühlst dich in einer Runde unwohl und möchtest eigentlich nach Hause. Aber du traust dich nicht als Erstes zu gehen.
Kannst du dich hier nicht abgrenzen, dann verlierst du Energie. Diese fehlt dir dann in Bereichen, in denen du sie wirklich brauchen könntest. Außerdem verlierst du auch Zeit – nämlich deine ganz eigene wertvolle Lebenszeit.
Warum tun wir uns so schwer mit solchen Situation?
Die Ursachen dafür sind:
- Wir haben Angst vor Ablehnung
- Wir wollen niemanden enttäuschen, verletzen oder vor den Kopf stoßen.
- Wir haben Angst vor einem Konflikt.
- Du achtest mehr auf die Bedürfnisse anderer Menschen, als auf deine eigenen.
Kommt dir das bekannt vor?
Die gute Nachricht ist, man kann wirklich daran arbeiten. Wie du in Zukunft besser deine eigenen Grenzen setzen und wahren kannst:
Als erster und wichtigster Punkt für mich hier ist – du musst als erstes Mal deine eigenen Grenzen kennen.
- Überlege dir einmal ganz genau, wo deine Grenzen sind. Stelle dir selbst Fragen.
- Ab welchem Punkt fühle ich mich unwohl oder bekomme ich ein ungutes Bauchgefühl?
- Ab wann werde ich wütend?
- Ab welchem Moment verliere ich Energie?
- Was sind meine Bedürfnisse?
- Wann habe ich in der Vergangenheit „Ja“ zu etwas gesagt, obwohl ich eigentlich „Nein“ sagen wollte?
- Und dann frage dich, aus welchem Grund hast du „Ja“ gesagt?
Den tieferen Grund zu kennen, warum man so handelt ist bereits der nächste Schritt.
Oft stecken tief verankerte Glaubenssätze dahinter. Ein Glaubenssatz könnte sein „Nein sagen ist unhöflich.“ Oder „Ich muss es allen recht machen.“ Diese Glaubenssätze stecken schon seit der Kindheit in uns. Das Gute ist aber, wenn wir diese kennen, ist schon der erst Schritt zur Auflösung getan.
Ein weiterer Punkt ist, dass du dir deine Prioritäten klar machst und deine Bedürfnisse kennst. Das Stichwort ist hier Selbstfürsorge und auch Verantwortung. Nämlich Verantwortung dir selbst gegenüber. Nur wenn es dir selbst gut geht, kannst du am Ende dann auch anderen helfen oder etwas Gutes tun. Je mehr du dich selbst und deine Grenzen respektierst, desto selbstbewusster wirst du. Und umso selbstbewusster du auftrittst, desto mehr wirst du ernst genommen und respektiert. Eigene Grenzen zu kennen und zu wahren macht stark!
Und nun noch ein paar konkrete Hilfen für dich:
- Bist du in einer solchen unangenehmen Situation, dann nimm dieses unangenehme Gefühl wahr und sage dir innerlich „Stopp, jetzt wurde meine Grenze überschritten.“
- Bleib ganz ruhig.
- Sende ganz klare Botschaften aus der Ich-Perspektive an deinen Gegenüber.
- Habe einen freundlichen aber bestimmten Ton.
- Bitte um Bedenkzeit
- Wen du auf Unverständnis oder Widerstand triffst, dann bleib ruhig und lass dich nicht verunsichern. Frage dann nach, was daran unverständlich, verärgernd etc. ist.
Beispiele:
- Jemand lässt seine Wut an dir aus: „Ich mag es nicht, wenn du laut wirst mir gegenüber. Ich werde jetzt gehen und wenn du dich beruhigt hast, können wir wieder miteinander sprechen.
- Eine spontane Geburtstagseinladung: „Ich freue mich sehr, über deine Einladung. Gerne gebe ich dir morgen Bescheid.“
- Jemand wird persönlich und sagt dir, du solltest doch auch mal mehr reden, du seist immer so ruhig: „Ich denke das ist deine persönliche Meinung. Aus welchem Grund sollte ich denn mehr reden?“
Bleib bei all dem immer ruhig und ganz bei dir selbst und deinen Bedürfnissen. Du musst dich niemals vor irgendjemand für ein „Nein“ rechtfertigen. Ein „Nein“ in solchen Fällen ist ein „Ja“ zu dir selbst. Und es ist auch klar, dass das alles nicht von heute auf morgen geht. Übe das in kleinen Schritten. Auch wenn es nicht jedes Mal klappt etwas abzulehnen, es kommt darauf an, dass du es immer wieder versuchst. Fange an mit Situationen, die nicht so schwierig sind, und du wirst merken, was für ein schönes Gefühl das ist, wenn du klare Grenzen aufgezeigt hast.
Anmerkung: Gerade das Thema Abgrenzung ist ein Thema, bei dem dir ein Coaching sehr effektiv weiterhelfen kann. Dort wird nämlich geschaut, welche Glaubenssätze dahinter stecken und diese werden dann gemeinsam aufgelöst. Alleine ist es manchmal schwierig, sich zu hinterfragen. Solltest du zum Thema Grenzen setzen noch Fragen haben, kontaktiere mich gerne. Das ist mir persönlich ein ganz wichtiges Thema und es ist mir ein großes Anliegen, dich hierbei zu unterstützen.