
Das laute Innenleben eines leisen Menschen
Dieser Artikel entführt euch einen kurzen Augenblick in mein Innerstes, in meine Gedankenwelt. Der Ein oder Andere von euch erkennt sich vielleicht wieder.
Stille Menschen haben die lautesten Gedanken. – Ich liebe dieses Zitat von Stephen Hawking, da es meiner Meinung nach einfach total zutrifft.
Meine Gedankenwelt fühlt sich manchmal an wie ein lautes Orchester oder ein rauer Sturm. Von außen betrachtet ruhe ich in mir, bin zurückhaltend, bin leise. Könnte man die Kamera in die Innenansicht schwenken, würde man das komplette Gegenteil sehen. Unzählige laute herumwirbelnde Gedanken.
Bin ich unter Menschen, denke ich darüber nach wie ich mich verhalte, wie ich wohl rüberkomme. Ich denke über die gesprochenen Worte nach. Meine eigenen Worte – waren diese passend? Habe ich eventuell eine komische Formulierung verwendet? Ich möchte einfach nichts Unsinniges sagen. Und noch schlimmer, ich möchte mit meinen Worten niemanden langweilen oder vor den Kopf stoßen. Daher sind meine Worte mit Bedacht gewählt.
Aber auch die Worte der Anderen kurbeln das Gedankenrad an – wie genau war das gemeint? Lag da eventuell etwas zwischen den Zeilen versteckt? Neben den Worten nehme ich wahr, wie die Stimmung der anderen ist. Je größer die Gruppe von Menschen, desto mehr spielt sich auch in meinen Gedanken ab. Harmonie ist sehr wichtig für mich, schwelt da auch nur unterschwellig ein Konflikt, spüre ich das sofort. Ich bin hochsensibel für all diese Stimmungen im Raum, für das was sich hinter den Worten verbirgt und für das was zwischen den Zeilen liegt. Und das kann ziemlich anstrengend sein manchmal.
Bin ich dann allein zuhause, könnte man meinen, dass ich endlich zur Ruhe finde und meine Gedanken abschalten kann. Aber nein – dort geht es weiter. Ich erlebe die Situationen nochmal. Ich frage mich erneut, wie kam ich rüber, habe ich mich richtig verhalten, wie war die Stimmung bei den anderen. War nun die Situation eben nicht harmonisch oder gab es sogar Konflikte, dann könnte es sein, dass ich auch nachts weiter darüber nachgrübele.
Habe ich es irgendwann geschafft die Situation hinter mir zu lassen, denke ich über mich selbst nach. Meine Ziele, Träume, Wünsche. Daher kann ich auch so gut alleine sein mit mir. Irgendetwas spielt sich in meinem Kopf immer ab, es wird nie langweilig. Ich habe eine riesige Vorstellungskraft und bin sehr kreativ. Ich denke über Dinge bis ins kleinste Detail nach, die noch nicht einmal mit großer Wahrscheinlichkeit eintreten. Habe ich allerdings eine Idee oder eine Vision, dann verfolge ich sie konsequent.
Generell habe ich den Wunsch nach Tiefe, oberflächliche Gespräche und Gedanken langweilen mich. Bei Oberflächlichem schalte ich schnell ab und flüchte mich in meine eigene Welt. Small-Talk gehört damit definitiv nicht zu meinen Stärken. Ich mag die tiefsinnigen Gespräche. Ich will wissen, was meinen Gegenüber wirklich bewegt, was ihn ausmacht und wie es ihm geht.
Und so anstrengend all das manchmal ist, bin ich auch unglaublich dankbar dafür, dass ich genau so bin. Ich finde es toll tiefgründig zu sein. So zieht die Welt nicht wie eine leere Seifenblase an mir vorbei. Es ist schön, sensibel und empathisch für die Stimmung anderer zu sein. So fühlen sich die Menschen in meiner Nähe wohl. Es ist schön, die Gabe zu haben anderen zuhören zu können. So entgeht mir eben nicht, das was zwischen den Zeilen liegt. So nehme ich das Wesentliche wahr.
Dieses laute Gedankenorchester in meinem Kopf, wird nie aufhören zu spielen. Aber das ist auch okay. ich kann aus mir selbst schöpfen. Menschen die mir nahestehen und wichtig sind, lasse ich an der Innenperspektive teilhaben. Alle anderen bekommen die ruhige unaufgeregte Außenansicht zu sehen.